Mein Kind oder ein Angehöriger hat Autismus - Was ist die beste Behandlung?
Einen universellen therapeutischen Behandlungsstandard gibt es für Menschen mit einer
Autismus-Spektrum-Störung nicht. Da jede Person anders ist, wirkt sich auch eine autistische
Störung in jedem anders aus. Würde es einen universell anwendbaren Behandlungsstandard geben,
bedeutete das im Umkehrschluss, dass sich Autismus in einem jeden Menschen gleich ausdrücken
müsste. Diese Annahme ist jedoch nachweislich nicht zutreffend.
1.
Die Behandlung sollte sich also an den tatsächlichen Bedürfnissen orientieren.
Oft werden mit dem Stellen einer Autismus-Diagnose gleichzeitig alle rechtlich erdenklichen
Behandlungsmöglichkeiten sofort und umfassend in Anspruch genommen, um den mit Autismus
lebenden Menschen "optimal" zu fördern.
2.
Der Grundsatz sollte jedoch lauten "Nur so viel wie nötig".
Doch woran macht man den Bedarf im Einzelnen fest, wenn der oder die Betroffene die eigenen
Bedürfnisse nicht richtig äußern kann? Das ist im Einzelfall nicht immer ganz einfach zu beantworten.
Eine Hilfe bietet jedoch eine immer genauer werdende Diagnostik und gezielte Angebote für direkt
betroffene Angehörige.
"Soll der mit Autismus lebende Mensch ein soziales Kompetenztraining absolvieren, um mehr
Kontakte knüpfen zu können oder wünsche ich es mir (als z.B. Eltern) nur, dass mein Kind das Leben
lebt, das "normal" ist? Vielleicht fühlt er oder sie sich einfach wohl damit?"
Sich selbst und den oder die Betroffenen die Chance zu geben, hierauf eine Antwort zu finden, stellt
einen äußerst wichtigen Faktor in der Behandlung dar.
Generell gilt: Erst wenn ich mich selbst verstehe, akzeptiere und mir vertraue, kann ich folglich
auch soziale Kompetenz erlernen und erfolgreich gestalten!
3.
Zugang zu therapeutischer Behandlung sollte also nicht nur der mit Autismus lebende Mensch
haben, sondern auch die direkt betroffenen Familienmitglieder wie Eltern und Geschwister, bzw.
Partner.
Diesen Grundsatz verfolge ich konsequent in der Behandlung bei Menschen mit Autismus und
Ergebnisse zeigen, dass dieser essentielle Bestandteil oft eine gleichbedeutende Förderung für den
Patienten ist wie die direkte Behandlung selbst.
4.
Autismus ist ein Störungsbild, in dem Patienten oftmals Schwierigkeiten in ihrer Umstellungsfähigkeit
haben.
Aus diesem Grundsatz wird ein individueller Behandlungsrahmen geschaffen, in dem sich Menschen
mit Autismus sicher und wohl fühlen können. Diese Herangehensweise hat sich bewährt und die
Ergebnisse zeigen, dass es Patienten wesentlich leichter fällt, sich auf eine Behandlung einzulassen.
5.
Menschen mit Autismus bestehen nicht zu einhundert Prozent aus ihrer Störung.
Leider wird diesem Gedanken gesellschaftlich und AUCH fachlich zu selten Rechnung getragen. In
einer vorwiegend defizit-orientierten Sichtweise gilt es üblicherweise als geboten, rein
symptomatisch zu bewerten und zu behandeln.
Dies wird Sie in dieser Praxis nicht erwarten.
Die Prinzipien meiner Therapie gelten für alle Patienten, ganz gleich welcher Störungsart und sind als
gesamtheitlich anzusehen (soziales Umfeld, Umweltfaktoren, Potentiale, Ressourcen etc.).
Desweiteren zeigen Ergebnisse, dass viele "allgemein therapeutische Interventionen" gleichermaßen
wirksam sind (sein können).
Die jeweiligen Bausteine werden dadurch auch jedes Mal dem Patienten und seinen Bedürfnissen
neu angepasst. Das kann von kognitiver Verhaltenstherapie über Coaching zu Psychoedukation oder
soziales Kompetenztraining vieles bedeuten.
6. Im Rahmen einer Autismus-Spektrum-Störung kommt es häufig zu co-morbiden Störungsbildern,
wie z.B. depressivem Erleben, Angst- und Zwangsstörungen uvm.
Stehen co-morbide Störungsbilder aufgrund ihrer Intensität akut im Vordergrund, sollten diese
vorrangig behandelt werden.
7.
Finden Sie es selbst heraus, denn der erfolgreichste Patient ist jener, der selbst erkennt, was ihm hilft und was nicht.
Autismus anzunehmen bedeutet nicht alleine ihn zu verstehen (rational),
sondern auch akezptieren zu können, welche Prozesse daraus in einem autistischen
Menschen als auch mit den Angehörigen entstehen (emotional).